Samstag, Februar 21

Mann und Frau als Ebenbild Gottes

Die Ebenbildlichkeit, zu der wir in Christus berufen sind, liegt nicht nur in unserer Ausrichtung auf Gott ( siehe dazu die Ebenbildlichkeit als analogia relationalis z.B. bei Barth und Bonhoeffer*) und dem, dass wir die Hingabe Gottes an uns in unserer Hingabe an ihn wiederspiegeln, sondern auch, in der Beziehung von Mann und Frau.
Wir sind dazu berufen in der intimen Gemeinschaft von Mann und Frau (Ehe) zum Ebenbild Gottes zu werden. Als ich mich damit das erstemal beschäftigt habe hat mich das fast umgehauen.
Doch fangen wir bei der Ebenbildlichkeit im Bezug auf Gott an.
Gott hat uns zur Freiheit berufen. Diese Freiheit findet sich nach Bonhoeffer in der Beziehung zu Gott wieder.
Freiheit ist nichts was sich im Menschen findet, sondern etwas was der Mensch in Beziehung mit anderen erlebt.
Der Mensch ist dadurch nicht zur Freiheit von etwas/jemanden berufen, sondern zu einer Freiheit für etwas/jemanden.
Heißt: Gott ermöglicht uns indem er für uns da ist, dass wir in Gemeinschaft mit ihm treten können und in dieser Gemeinschaft Freiheit erfahren.
Und jetzt kommt das geniale: Die gleiche Art von Freiheit ist gedacht in der Gemeinschaft von Mann und Frau.
Mann und Frau können dort Freiheit erleben wo sie in der Beziehung zueinander sich auf den anderen ausrichten, sich an den anderen binden, weil sich darin die Freiheit die in der Gottesbeziehung liegt wiederspiegelt. Dort wo wir in der Beziehung uns selbst an erste Stelle stellen und unseren Nutzen, werden wir keine Freiheit und die in ihr liegende Erfüllung der Beziehung erleben. Warum? Die Ausrichtung auf das Ego macht die Beziehung zu einer Anforderung an den anderen die der andere nie erfüllen kann. Beide erwarten vom anderen, daß er ihre Bedürfnisse erfüllt. Kann der andere die Bedürfnisse nicht erfüllen stellt sich bei einem Unzufriedenheit ein, während man gleichzeitig unter dem Druck steht die Bedürfnisse des anderen zu erfüllen. Wenn die eigenen Bedürfnisse jedoch nicht erfüllt werden sinkt die Motivation sich zu bemühen die Bedürfnisse des anderen zu erfüllen. Hier entsteht eine Negativ-Spirale die beide dazu bringt sich voneinander zu distanzieren.
Die Freiheit dagegen liegt in der Ausrichtung auf den anderen. Denn wenn jeder den anderen an erste Stelle in seinem Leben stellt, liegt die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse darin, für den anderen dazusein. Dieses für den anderen dasein ist für einen selber machbar, im Gegensatz zu der Anforderung an den Partner, dass dieser die eigenen Bedürfnisse stillen muss. Gleichzeitig fällt der Druck die Bedürfnisse des anderen stillen zu müssen, und an dessen Stelle tritt die wohltuende Erkenntnis, dass der andere sich auf einen ausrichtet, was einen, durch die erfahrene Zuwendung, dazu befähigt sich noch mehr auf den anderen auszurichten.
Anstelle einer Negativspirale in der das unbefriedigte Ego immer unfreier (unfähiger zur Liebe) wird erleben wir eine Positivspirale in der die mögliche Ausrichtung auf den anderen einen immer mehr zur Ausrichtung auf den anderen (zur Liebe) frei setzt.

Warum ist das Ebenbildlichkeit? Weil das genau das Prinzip ist wie Gott sich Beziehung zu uns vorstellt, sprich wie Gott Beziehung, Liebe und Freiheit, sieht und wir somit Gott und seinen Charakter in unserer Beziehung wiederspiegeln.

-> Die Ebenbildlchkeit, die sich in dieser Hinsicht zeigt, ist nicht auf die Ehe beschränkt, dort jedoch (in ihrem Bezug auf`s menschliche Miteinander) am klarsten zu sehen.
Die Aufforderung für den anderen da zu sein geht jedoch weit über die Ehe hinaus, und sollte sich, wenn auch nicht in der Konsequenz, wie wir sie in der Ehe finden, in allen unseren Begegnungen mit anderen Menschen wiederfinden.

Werke die ich in dieser Hinsicht zur Lektüre empfehle:
* Dietrich Bonhoeffer: Werke. Schöpfung und Fall. (zur Ebenbildlichkeit in der Ehe)
Karl Barth: Die kirchliche Dogmatik. Der Schöpfer und sein Geschöpf: 1.Teil. (zur analogia rel.)

Wertung von Mann und Frau

Wichtig von biblischer Sichtweise gesehen ist hier, daß nach biblischem Bericht es keinen Werte orientierten Unterschied zwischen Mann und Frau gibt.
Gott schafft den Menschen als Mann und Frau, in einer Zweisamkeit, die erst das vollständige Menschsein verkörpert.
Oft wird hier angeführt das doch nach dem Schöpfungsbericht die Frau zur Hilfe des Mannes geschaffen worden ist, eine niedrigere Wertigkeit lässt sich damit jedoch schwer begründen, vor allem wenn man Gottes Aussage sieht, nach der er sich zur Hilfe des Menschen macht.
Schon im AT hat die Frau in der jüdischen Gesellschaft durch dieses Bild der Gleichwertigkeit eine hervorgehobene soziale Stellung gegenüber anderen Völkern derselben Epoche. Beispiel hierfür sei die Selbstständigkeit der Frau (Spr 31,10ff).
Allerdings gibt es hier, wie schnell ersichtlich ist eine trotzdem stark kulturell geformte Stellung und Sicht von der Frau.
Im NT dann findet sich die Gleichwertung der Frau mit dem Mann in sehr viel deutlicheren Worten:
Gal 3,28: Es hat darum auch nichts mehr zu sagen, ob ein Mensch Jude ist oder Nichtjude, ob im Sklavenstand oder frei, ob Mann oder Frau. Durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle zu einem Menschen geworden.
1 Kor 11,11-12: Vor dem Herrn* gibt es jedoch die Frau nicht ohne den Mann und den Mann nicht ohne die Frau. 12 Zwar wurde die Frau aus dem Mann geschaffen; aber der Mann wird von der Frau geboren. Und beide kommen von Gott, der alles geschaffen hat.
Fazit: Mann und Frau werden als Gleichwertig, jedoch nicht als gleich betrachtet. In ihrer Unterschiedlichkeit ergänzen sie sich und sind von Gott in dieser Ergänzung als perfekte Einheit gedacht.

Sonntag, Februar 15

Grundlage der ethischen Betrachtung

Ethik an sich beginnt damit das wir uns als Menschen Regeln setzen wie wir in bestimmten Situationen richtiges Verhalten werten. Im Gegensatz zu der Tierwelt ist das Menschliche Verhalten nicht grundsätzlich vom Instinkt geleitet und verlangt deswegen nach einer Norm die sich im miteinander entwickeln muss. Ethik ist damit nicht eine feste Größe, sozusagen ein umunstößliches Gesetz, daß für alle menschen gleichermaßen gilt, sondern die in der Kultur verankerte richtige Verhaltensweise in verschiedenen Lebenssituationen. Unsere christliche ethik geht mit dieser Definition natürlich nicht ganz mit, da wir von einer höheren Autorität als unserer Gesellschaft ausgehen, und dadurch die Regeln in Bezug auf richtige und falsche Verhaltensweise von dieser Höheren Autorität abzuleiten versuchen. Wichtig ist jedoch zu verstehen das auch dies aus der jeweiligen kulturellen Sicht geschieht in der mann sich befindet, und sich demnach auch die Auslegung der „biblischen Normen“ einer kulturellen Prägung unterliegt.
Das ist an sich nicht schlecht, sondern sogar unbedingt nötig. Warum? Ethik behandelt nicht eine feste Gesetzgebung, sondern die Anwendung der Normen in den verschiedenen Lebenssituationen. Ändern sich die Lebenssituationen stellt sich für die Ethik die Frage wie in der jeweiligen Situation die Norm angewand werden kann.
Christliche Ethik sollte dabei von einer Wertehirarchie ausgehen. Verschiedene Werte in der Bibel haben eine verschiedene Gewichtigkeit. Beispiel: Du sollst nicht lügen! Du sollst nicht töten!
In Jos. 2,4-6 lügt Rahab in Jericho die Wächter an, um das Leben der israelischen Kundschafter zu schützen.
Dafür segnet sie Gott, verschont ihr Leben, und macht sie zu einer der Vorfahren Davids!
Die Aufgabe für uns liegt also darin, die Normen herauszufinden auf die sich unsere Ethik gründet, und dann in der jeweiligen Situation mit Weisheit zu prüfen wie sich die Norm anwenden lässt, bzw. welcher Norm die größere Gewichtung zugeteilt werden muss.