
Wir sind dazu berufen in der intimen Gemeinschaft von Mann und Frau (Ehe) zum Ebenbild Gottes zu werden. Als ich mich damit das erstemal beschäftigt habe hat mich das fast umgehauen.
Doch fangen wir bei der Ebenbildlichkeit im Bezug auf Gott an.
Gott hat uns zur Freiheit berufen. Diese Freiheit findet sich nach Bonhoeffer in der Beziehung zu Gott wieder.
Freiheit ist nichts was sich im Menschen findet, sondern etwas was der Mensch in Beziehung mit anderen erlebt.
Der Mensch ist dadurch nicht zur Freiheit von etwas/jemanden berufen, sondern zu einer Freiheit für etwas/jemanden.
Heißt: Gott ermöglicht uns indem er für uns da ist, dass wir in Gemeinschaft mit ihm treten können und in dieser Gemeinschaft Freiheit erfahren.
Und jetzt kommt das geniale: Die gleiche Art von Freiheit ist gedacht in der Gemeinschaft von Mann und Frau.
Mann und Frau können dort Freiheit erleben wo sie in der Beziehung zueinander sich auf den anderen ausrichten, sich an den anderen binden, weil sich darin die Freiheit die in der Gottesbeziehung liegt wiederspiegelt. Dort wo wir in der Beziehung uns selbst an erste Stelle stellen und unseren Nutzen, werden wir keine Freiheit und die in ihr liegende Erfüllung der Beziehung erleben. Warum? Die Ausrichtung auf das Ego macht die Beziehung zu einer Anforderung an den anderen die der andere nie erfüllen kann. Beide erwarten vom anderen, daß er ihre Bedürfnisse erfüllt. Kann der andere die Bedürfnisse nicht erfüllen stellt sich bei einem Unzufriedenheit ein, während man gleichzeitig unter dem Druck steht die Bedürfnisse des anderen zu erfüllen. Wenn die eigenen Bedürfnisse jedoch nicht erfüllt werden sinkt die Motivation sich zu bemühen die Bedürfnisse des anderen zu erfüllen. Hier entsteht eine Negativ-Spirale die beide dazu bringt sich voneinander zu distanzieren.
Die Freiheit dagegen liegt in der Ausrichtung auf den anderen. Denn wenn jeder den anderen an erste Stelle in seinem Leben stellt, liegt die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse darin, für den anderen dazusein. Dieses für den anderen dasein ist für einen selber machbar, im Gegensatz zu der Anforderung an den Partner, dass dieser die eigenen Bedürfnisse stillen muss. Gleichzeitig fällt der Druck die Bedürfnisse des anderen stillen zu müssen, und an dessen Stelle tritt die wohltuende Erkenntnis, dass der andere sich auf einen ausrichtet, was einen, durch die erfahrene Zuwendung, dazu befähigt sich noch mehr auf den anderen auszurichten.
Anstelle einer Negativspirale in der das unbefriedigte Ego immer unfreier (unfähiger zur Liebe) wird erleben wir eine Positivspirale in der die mögliche Ausrichtung auf den anderen einen immer mehr zur Ausrichtung auf den anderen (zur Liebe) frei setzt.
Warum ist das Ebenbildlichkeit? Weil das genau das Prinzip ist wie Gott sich Beziehung zu uns vorstellt, sprich wie Gott Beziehung, Liebe und Freiheit, sieht und wir somit Gott und seinen Charakter in unserer Beziehung wiederspiegeln.
-> Die Ebenbildlchkeit, die sich in dieser Hinsicht zeigt, ist nicht auf die Ehe beschränkt, dort jedoch (in ihrem Bezug auf`s menschliche Miteinander) am klarsten zu sehen.
Die Aufforderung für den anderen da zu sein geht jedoch weit über die Ehe hinaus, und sollte sich, wenn auch nicht in der Konsequenz, wie wir sie in der Ehe finden, in allen unseren Begegnungen mit anderen Menschen wiederfinden.
Werke die ich in dieser Hinsicht zur Lektüre empfehle:
* Dietrich Bonhoeffer: Werke. Schöpfung und Fall. (zur Ebenbildlichkeit in der Ehe)
Karl Barth: Die kirchliche Dogmatik. Der Schöpfer und sein Geschöpf: 1.Teil. (zur analogia rel.)