Samstag, Februar 2

Diese Seite schließt

Miteinander träumen, miteinander Ideen spinnen. Anteil haben an dem was andere bewegt, was Gott mit anderen macht.  Andere Anteil haben lassen wo ich stehe, wo Gott an mir arbeitet. Gemeinsam vor Gott treten, ihn feiern, ihn erleben und Stück für Stück mehr erkennen wie er wirklich ist. Unser Bild von Gott verändern lassen. Gemeinsam auf dem Weg sein. Auf einer Ebene stehen. Kein herab Blicken auf andere, kein Anhimmeln von Menschen. Gleich sein, nicht in dem wer wir sind, aber in dem, zu was uns Gott gemacht hat. Gott im Gegenüber zu entdecken…
Ich träume Gemeinde…
…und wache wieder auf.
 
Dieser Blog schließt innerhalb der nächsten Zeit, da ich es bisher einfach nicht geschafft habe ihn regelmäßig zu warten. Die neue Adresse, unter der ich in nächster Zeit vorhabe regelmäßiger zu posten, lautet jrschade.wix.com/home.

Samstag, Oktober 23

kommen gestorbene Kleinkinder in die Hölle?

Auf den ersten Blick sagte ich mir: Was für ne bescheuerte Frage! – Natürlich nicht.

„Doch“ , so wurde ich weiter gefragt, „kann ich das biblisch eindeutig belegen“? Ich konnte es nicht, außer damit, dass ich es mir nicht vorstellen konnte wie das mit dem liebenden und gerechten Gott an den ich glaube übereinstimmen kann.
Mein Gegenüber, ein Lehrer an der Bibelschule, die ich vor einigen Jahren besuchte, brachte in der Unterrichtsstunde eine Erklärung.

Ich möchte versuchen diese Erklärung in eigenen Worten wiederzugeben, da sie für mich tiefer geht, als einfach nur die oben genannte Frage zu beantworten.

Die Erklärung beginnt in der Rückschau auf den jüdischen Tempel. Dort existierten im Bezug auf Sünde zwei Unterschiedliche Opfer, das Schuldopfer ( als Sühne für seine Vergehungen zu erbringendes Opfer, dass von jedem Juden gebracht werden musste. Das Opfer war im AT festgelegt und abhängig von der Sünde die von dem Opfernden begangen worden war) und das Sündopfer (dass vom Hohepriester einmal im Jahr stellvertretend für das Volk, die Nationen und den ganzen Kosmos gebracht wurde). Was liegt hinter diesen beiden auf Sünde bezogenen Opfern? Sie machen deutlich, dass es vor Gott Sünde gibt - unter der jeder Mensch steht (auch durch seine Anteilhabe an der Übertretung Adams) und Schuld - die jeder Mensch durch sein eigenes Handeln auf sich lädt. Wird die Sündenvergebung für die Sünde des Volkes vom Hohepriester an ‏יום כיפור‎ Jom Kippur empfangen, werden trotzdem an den kommenden Tagen Menschen in den Tempel kommen um zu opfern. Warum? Hat Gott ihnen die Vergebung ihrer Sünde nicht gerade erst zugesprochen? Ja, die allgemeine Sünde die Adam über den Menschen gebracht hat schon. Die Schuld die der einzelne Mensch allerdings auf sich geladen hat bedarf eines anderen Opfers.

In der christlichen Annahme, dass Jesus die Erfüllung des Jom Kippur ist, wird davon ausgegangen, dass Christus als Opfer für die Sünde der Welt gestorben ist, und damit die Schöpfung von der Sünde befreit hat. Ausgehend von den verschiedenen Opfern im Tempel stellt sich die Frage: Wenn die Sünde hinweg genommen wurde, was passiert mit der Schuld, bzw. dem Schuldopfer? Ist Christus auch dafür gestorben? Dies steht wenn man von Paulus ausgeht außer Frage. Jedoch ergibt sich, wie schon beim damaligen Opfer, eine anderes Empfangen der Vergebung. Der Priester opfert für alle, für das Volk, die Nationen ja sogar den ganzen Kosmos. Ob der einzelne eine eigene Leistung bringt oder nicht ist unwichtig, die Sünde ist von ihm genommen. Das Schuldopfer jedoch ist verknüpft mit dem Kommen des einzelnen zum Tempel, dem Bringen des Opfers und dem pers. Empfangen der Vergebung. Christus nimmt zwar auch hier die Stelle des Opfers ein, der Anspruch an den Menschen zum Tempel zu kommen, und dort die Vergebung für seine Übertretung zu erlangen bleibt bestehen.  Anders als im AT ist dieser Opfergang seit Christus nicht mehr an einen Ort gebunden, und anstelle eines eigenen Opfers erwartet Gott, dass ein jeder der kommt sich auf die Opfertat Christi beruft, um von seiner Schuld freigesprochen zu werden.

Die anfängliche Frage zu Babys und geistig Behinderten hat sich zu einer Studie über Schuld und Sünde entwickelt die mich zutiefst beindruckt und mich herausfordert mich meiner Schuld immer wieder zu stellen.
Doch was ergibt sich nun im Bezug auf die Frage? Die Annahme von Christus als „Opferlamm“ und der Gang zum Tempel ist heute (wie auch schon zu Zeiten des Tempels) nur für die Notwendig die ihre eigene Schuld/Übertretung erkennen.

Aufgrund dessen lässt sich getrost davon sprechen das sowohl ungetaufte Kinder (entgegen der  lange  vorherschenden Lehre in der kath. Kirche) als auch geistig Behinderte (die nicht in der Lage sind eine Entscheidung für Christus zu treffen, was in vielen Freikirchen als Erlösungsmaßstab gilt) am ewigen Leben in Gottes Gegenwart Anteil haben werden.

Montag, Oktober 11

Zukunft im hebräischen Denken

Wenn man sich eine Linie vorstellt und sich selber in die Mitte der Linie stellt, mit dem Gesicht zur rechten Seite hin gewandt, wie definiert man dann Zukunft und Vergangenheit? Was liegt vor mir, was hinter mir. Nehmen wir die Kinder die ich mal haben werde: vor mir oder hinter mir? Die eigenen Eltern? Vor mir oder hinter mir? Oder gehen wir nochmal einen Schritt weiter: Großeltern und Enkelkinder? Wie ordne ich andere Begriffe an: Gewiss oder ungewiss? Bekannt oder unbekannt? Sicher oder unsicher?
Worauf will ich hinaus? Nach unserem westlichen Weltbild ordnen wir die Vergangenheit als eine zeitlich verflossene Größe hinter uns an, und die Zukunft als ebenfalls noch auf uns zukommende zeitliche Größe vor uns. Die Vergangenheit ist bekannt und in gewisserweise statisch, die Zukunft ungewiss, unbekannt und trotz einiger Prognosen, die sich ziehen lassen auf ihren Verlauf, doch sehr unsicher zu bestimmen. Unsere Eltern und Großeltern befinden sich auf dieser Linie hinter uns, die Kinder und deren Kinder vor uns, ihnen gehört, wie man so schön sagt, die Zukunft.
Im Gegensatz dazu baut sich im hebräischen Denken das Verständnis über Zeit und Zukunft relativ konträr zu unserem griechisch geprägtem Bild auf.
Hier ordnen sich meine Eltern vor mir an, meine Großeltern wiederum vor diesen, während meine Kinder sich hinter mir auf der Skala befinden, gefolgt von deren Kindern. Anders als im griechischen Denken gibt es keine Einteilung der Zeitlinie in bestimmte Zeitabschnitte, sondern die Linie wird als ein Weg des Lebens begriffen. Meine Eltern sind auf diesem Weg schon weiter gegangen als ich, meine eigenen Großeltern haben diesen Weg schon vollendet, wie viele andere vor ihnen. Meine Kinder sind noch nicht da, und wenn sie es sein werden, so werden sie doch immer hinter mir sein, was die Vollendung des Lebensweges angeht.

Worin liegt der Unterschied im hebräischen Denken?
- Ich bewege mich nicht in eine ungewisse Zukunft! Diesen Weg sind viele vor mir gegangen und ihnen darf ich in ihren Fußstapfen folgen.
- Die "Alten" werden mir in der Nachfolge zum Vorbild. Anstelle dessen, dass sie ja keine Ahnung haben über meinen Zeitabschnitt in dem ich lebe und über das, was noch kommt, da ihre Zeit längst vorbei ist, darf ich von ihnen lernen, da sie auf ihrem Weg, mit ihrer Erfahrung mir einiges vorraus haben.
- Die Bibel wird verständlicher; als ein Buch mit Lebensgeschichten an denen ich mich auf meinem Lebensweg orientieren darf, von denen ich lernen darf. Sie ist nicht "nicht mehr aktuell", sondern gewinnt, gerade wegen ihrer großen Anzahl an Lebensberichten von Leuten die damals mit Gott ihren Weg gegangen sind, an Aktualität für mich.
- Der Rückbezug der Israeliten auf den Gott ihrer Vorväter wird für mich verständlicher: Ich glaube an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Ich glaube an den Gott, dem meine Vorväter nachgefolgt sind und auf deren Spuren auch ich mich begeben will.

(inspiriert von einer Lehreinheit von Paul Weresch)

Mittwoch, Dezember 23

Geist und Fleisch (Theologie des Paulus)

Hier eine kurze Zusammenfassung einer Arbeit die ich bezüglich meines Studiums zum Thema Geist und Fleisch im Römerbrief abliefern durfte.

Geist und Fleisch sind ja nicht einfach irgendwelche Begriffe, sondern bilden in der Theologie des Paulus eine zentrale Rolle. Erfunden hat Paulus diese Begriffe natürlich nicht, auch nicht in ihrem theologischen Gebrauch. Schon im AT wird der Begriff des Fleisches benutzt. Eva wird aus dem Fleisch des Menschen genommen und aus Mann und Frau werden ein Fleisch. Auch die gemeinsame Nutzung von Fleisch und Geist findet sich schon recht am Anfang des AT. So heißt es in 1.Mo.6,3: „Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht ewig im Menschen bleiben, da er ja auch Fleisch ist“ Aufgrund noch zahlreicher anderer Stellen im AT entwickelt sich im Judentum um das 1. Jahrhundert nach Chistus im Buch der Weisheit die Definition des Fleisches als „irdische Leiblichkeit“ und im Gegensatz dazu die Definition des Geistes als „Hauch Gottes“ – dem Geist der Weisheit.

Paulus baut in seiner Theologie keine vollständig neue Definition der Begriffe auf, sondern knüpft an das jüdische Verständnis der damaligen Zeit an, entwickelt die Bedeutung der Begriffe in seinen Texten jedoch auch weiter. Die Begriffe Fleisch und Geist, die in der Paulinischen Theologie gebraucht werden, beschreiben für Paulus zwei Naturen und die mit ihnen verknüpften Herrschaftsbereiche. Das Fleisch beschreibt hierbei die menschliche Natur und die Herrschaft der Sünde, während der Geist die göttliche Herrlichkeit und die Herrschaft Gottes symbolisiert. Paulus kreiert mit seiner Zwei-Naturen-Lehre eine Zwiespaltung des Menschen in einen Teil, der zum Tod bestimmt ist, und einen Teil, der zum Leben bestimmt ist. Der Mensch steht in der Verantwortung, die göttliche Natur mit all ihren Privilegien für sich in Anspruch zu nehmen und aus ihrer Kraft heraus zu leben, während er gleichzeitig seine menschliche Natur als gestorben ansehen soll.

Samstag, Februar 21

Mann und Frau als Ebenbild Gottes

Die Ebenbildlichkeit, zu der wir in Christus berufen sind, liegt nicht nur in unserer Ausrichtung auf Gott ( siehe dazu die Ebenbildlichkeit als analogia relationalis z.B. bei Barth und Bonhoeffer*) und dem, dass wir die Hingabe Gottes an uns in unserer Hingabe an ihn wiederspiegeln, sondern auch, in der Beziehung von Mann und Frau.
Wir sind dazu berufen in der intimen Gemeinschaft von Mann und Frau (Ehe) zum Ebenbild Gottes zu werden. Als ich mich damit das erstemal beschäftigt habe hat mich das fast umgehauen.
Doch fangen wir bei der Ebenbildlichkeit im Bezug auf Gott an.
Gott hat uns zur Freiheit berufen. Diese Freiheit findet sich nach Bonhoeffer in der Beziehung zu Gott wieder.
Freiheit ist nichts was sich im Menschen findet, sondern etwas was der Mensch in Beziehung mit anderen erlebt.
Der Mensch ist dadurch nicht zur Freiheit von etwas/jemanden berufen, sondern zu einer Freiheit für etwas/jemanden.
Heißt: Gott ermöglicht uns indem er für uns da ist, dass wir in Gemeinschaft mit ihm treten können und in dieser Gemeinschaft Freiheit erfahren.
Und jetzt kommt das geniale: Die gleiche Art von Freiheit ist gedacht in der Gemeinschaft von Mann und Frau.
Mann und Frau können dort Freiheit erleben wo sie in der Beziehung zueinander sich auf den anderen ausrichten, sich an den anderen binden, weil sich darin die Freiheit die in der Gottesbeziehung liegt wiederspiegelt. Dort wo wir in der Beziehung uns selbst an erste Stelle stellen und unseren Nutzen, werden wir keine Freiheit und die in ihr liegende Erfüllung der Beziehung erleben. Warum? Die Ausrichtung auf das Ego macht die Beziehung zu einer Anforderung an den anderen die der andere nie erfüllen kann. Beide erwarten vom anderen, daß er ihre Bedürfnisse erfüllt. Kann der andere die Bedürfnisse nicht erfüllen stellt sich bei einem Unzufriedenheit ein, während man gleichzeitig unter dem Druck steht die Bedürfnisse des anderen zu erfüllen. Wenn die eigenen Bedürfnisse jedoch nicht erfüllt werden sinkt die Motivation sich zu bemühen die Bedürfnisse des anderen zu erfüllen. Hier entsteht eine Negativ-Spirale die beide dazu bringt sich voneinander zu distanzieren.
Die Freiheit dagegen liegt in der Ausrichtung auf den anderen. Denn wenn jeder den anderen an erste Stelle in seinem Leben stellt, liegt die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse darin, für den anderen dazusein. Dieses für den anderen dasein ist für einen selber machbar, im Gegensatz zu der Anforderung an den Partner, dass dieser die eigenen Bedürfnisse stillen muss. Gleichzeitig fällt der Druck die Bedürfnisse des anderen stillen zu müssen, und an dessen Stelle tritt die wohltuende Erkenntnis, dass der andere sich auf einen ausrichtet, was einen, durch die erfahrene Zuwendung, dazu befähigt sich noch mehr auf den anderen auszurichten.
Anstelle einer Negativspirale in der das unbefriedigte Ego immer unfreier (unfähiger zur Liebe) wird erleben wir eine Positivspirale in der die mögliche Ausrichtung auf den anderen einen immer mehr zur Ausrichtung auf den anderen (zur Liebe) frei setzt.

Warum ist das Ebenbildlichkeit? Weil das genau das Prinzip ist wie Gott sich Beziehung zu uns vorstellt, sprich wie Gott Beziehung, Liebe und Freiheit, sieht und wir somit Gott und seinen Charakter in unserer Beziehung wiederspiegeln.

-> Die Ebenbildlchkeit, die sich in dieser Hinsicht zeigt, ist nicht auf die Ehe beschränkt, dort jedoch (in ihrem Bezug auf`s menschliche Miteinander) am klarsten zu sehen.
Die Aufforderung für den anderen da zu sein geht jedoch weit über die Ehe hinaus, und sollte sich, wenn auch nicht in der Konsequenz, wie wir sie in der Ehe finden, in allen unseren Begegnungen mit anderen Menschen wiederfinden.

Werke die ich in dieser Hinsicht zur Lektüre empfehle:
* Dietrich Bonhoeffer: Werke. Schöpfung und Fall. (zur Ebenbildlichkeit in der Ehe)
Karl Barth: Die kirchliche Dogmatik. Der Schöpfer und sein Geschöpf: 1.Teil. (zur analogia rel.)