Mittwoch, Dezember 23

Geist und Fleisch (Theologie des Paulus)

Hier eine kurze Zusammenfassung einer Arbeit die ich bezüglich meines Studiums zum Thema Geist und Fleisch im Römerbrief abliefern durfte.

Geist und Fleisch sind ja nicht einfach irgendwelche Begriffe, sondern bilden in der Theologie des Paulus eine zentrale Rolle. Erfunden hat Paulus diese Begriffe natürlich nicht, auch nicht in ihrem theologischen Gebrauch. Schon im AT wird der Begriff des Fleisches benutzt. Eva wird aus dem Fleisch des Menschen genommen und aus Mann und Frau werden ein Fleisch. Auch die gemeinsame Nutzung von Fleisch und Geist findet sich schon recht am Anfang des AT. So heißt es in 1.Mo.6,3: „Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht ewig im Menschen bleiben, da er ja auch Fleisch ist“ Aufgrund noch zahlreicher anderer Stellen im AT entwickelt sich im Judentum um das 1. Jahrhundert nach Chistus im Buch der Weisheit die Definition des Fleisches als „irdische Leiblichkeit“ und im Gegensatz dazu die Definition des Geistes als „Hauch Gottes“ – dem Geist der Weisheit.

Paulus baut in seiner Theologie keine vollständig neue Definition der Begriffe auf, sondern knüpft an das jüdische Verständnis der damaligen Zeit an, entwickelt die Bedeutung der Begriffe in seinen Texten jedoch auch weiter. Die Begriffe Fleisch und Geist, die in der Paulinischen Theologie gebraucht werden, beschreiben für Paulus zwei Naturen und die mit ihnen verknüpften Herrschaftsbereiche. Das Fleisch beschreibt hierbei die menschliche Natur und die Herrschaft der Sünde, während der Geist die göttliche Herrlichkeit und die Herrschaft Gottes symbolisiert. Paulus kreiert mit seiner Zwei-Naturen-Lehre eine Zwiespaltung des Menschen in einen Teil, der zum Tod bestimmt ist, und einen Teil, der zum Leben bestimmt ist. Der Mensch steht in der Verantwortung, die göttliche Natur mit all ihren Privilegien für sich in Anspruch zu nehmen und aus ihrer Kraft heraus zu leben, während er gleichzeitig seine menschliche Natur als gestorben ansehen soll.